Mein Leben
Nichts in diesem Universum geht verloren.
Wenn eine Seele zu Licht wird,
dann ist das mit Abstand
das größte Wunder des Lebens!
Das Leben leben, wie es kommt!
Nein. Einfach waren sie nicht, die Umstände meiner Geburt. In den Nachkriegswirren 1947 gab es wenig zu Essen. Als ich mich anschickte, auf die Welt zu kommen, spielten ein paar Heringe Schicksal: Mein Vater konnte die Hebamme nur zum Einsatz bewegen, weil er ihr besagte Heringe versprach.
Kann etwas eine Familie mehr zusammenschweißen als solche Umstände? Meine 12-jährige (!) Tante Gretel vertrat Mutterstelle an mir, während meine Mutter und mein Vater zur Arbeit waren – eine harte Zeit. Alles wurde nicht einfacher, als sich meine Eltern zur Flucht über die grüne Grenze entschlossen. Die Wohnung musste aufgelöst, für mich und meine zwei Jahre ältere Schwester gesorgt werden.
Ich bin immer meinen eigenen Weg gegangen. Ein Typ halt. Ich war "Charly", und das war ich ganz - ohne Kompromisse.
Und manchmal geht das Schicksal unergründliche Wege. Während der Vorbereitung der Flucht wurden meine Eltern getrennt – meine Mutter musste sich mit zwei kleinen Kindern und ihrer jüngeren Schwester Gretel irgendwie bis nach Berlin durchschlagen. Sie hat es geschafft – und dann: Beim Warten auf den Flieger entdeckte meine Schwester Inge einen Mann: „Papa!“ Er war es tatsächlich. Nach dieser schicksalhaften Fügung haben sich meine Eltern nie mehr getrennt.
Nächste Station: Flüchtlingsauffanglager. Ich habe nie viel über meine Kinderjahre dort gesprochen. Vielleicht hat der harte Zug an mir und das Schroffe, was manche Menschen sehr an mir gestört hat, dort seinen Ursprung. Für artige Höflichkeiten war dort kein Platz. Wichtig war nur eines: Überleben.
Die Zeit bei der Marine: Anstrengend und abenteuerlich. Dort habe ich gelernt, niemals aufzugeben - weil man sonst untergeht.
Kindheit in Viernheim. Eine kleine Wohnung in der Nachkriegszeit, aber statt einem eigenen Zimmer ein Klappbett: Der Start war bescheiden – und ich, ebenso wie meine Schwester und viele andere Kinder in der Straße – oft allein. Denn arbeiten mussten sie beide, Mutter und Vater. Beide waren den ganzen Tag unterwegs. Niemand, der sich um die Hausaufgaben kümmerte. In einem Punkt allerdings war meine Mutter unerbittlich: Die Küche musste aufgeräumt sein, wenn sie nach Hause kam. Brauchten wir neue Kleidung, fuhren wir mit der OEG nach Mannheim, um einzukaufen. Sonntags mussten wir die katholische Kirche besuchen. Ein Graus. Aber es gab eine Bibliothek, wo wir uns immer Bücher aussuchen durften. Das hat mich mein Leben lang geprägt. Ich habe immer sehr gern gelesen – in den letzten Jahren Tom Clancy und natürlich Schweden-Krimis wie Verdammnis.
Immer wieder die Marine: Sie hat mich zum Mann gemacht, der seine Ziele ohne Kompromisse verfolgt hat. Nur wer einen graden Weg geht, der hat Erfolg.
Immer wachsam und entschlossen - die Augen auf mein Ziel gerichtet. | Das ist mein Lebenswerk! Mein geliebtes Haus, dessen Hecke ich mit 150 Koniferen eigenhändig geschaffen habe, Veranda, Carport, die üppig mit Wein berankte Pergola und meinen geliebten Fahnenmast, an dem die Flagge jetzt auf Halbmast hängt. |
Gnadenlos ehrlich – das tut manchmal denen weh, die man doch liebt.
Festhalten wollen, was man nicht festhalten kann – ein Stich ins Herz.
Grenzenlos kämpfen für das, was man will – ein hartes Schicksal, weil es einsam macht.
Schulzeit in Viernheim: Wir waren eine tolle Klasse, eine eingeschworene Gemeinschaft, wie es sie selten gibt. Das haben wir vor allem unserem Lehrer Heinz Mandl zu verdanken. Ich habe mich immer sehr gern an diese Zeit erinnert, in der ich einfach nur „Charly“ war. Ein Typ. Immer fröhlich, fesch, frech und – natürlich – beliebt bei den Mädels.
Ferien auf dem Bauernhof: Vielleicht waren es die Schulferien, die meine Liebe zur Natur geprägt haben. Die durfte ich immer auf einem Bauernhof im Odenwald verbringen. Mit allem, was dazu gehört.
Musik in Viernheim: Ein toller Typ braucht eine Gitarre. Mein Freund Volker hat mir das Spielen beigebracht. Ich hab dann sogar mal in 'ner Band gespielt. Aber weil ich das Leben der Disziplin und dem Üben vorzog, war ich irgendwann draußen. Ich hatte ohnehin anderes zu tun. „Charly“ und sein Moped kannte jeder in Viernheim.
Fahrten mit der evangelischen Jugend: Es war schon eine tolle Zeit, die Volker und ich damals mit diesen Jugendgruppen verbrachten. Wir haben soviel gesehen, so viele Orte und Länder besucht, so viele Abenteuer erlebt. Schön war es in Scheweningen oder in Italien, in Dänemark und Frankreich. Trampen war damals noch sicher. Was waren wir froh, als ein Lastwagenfahrer uns von Paris bis nach Deutschland mitgenommen hat!
Lehre als Schlosser: Berufsfindungsprogramme? Eignungstests? Eigene Präferenzen? Gab es alles nicht damals. Ich musste mir selbst eine Lehrstelle suchen – und fand eine als Schlosser. Spaß hat es mir, ehrlich gesagt, überhaupt nicht gemacht. Erst recht nicht, nachdem ich mir mit einer Schleifscheibe den Oberschenkel verletzt hatte. Aber in späteren Jahren ist mir das Handwerk zu Gute gekommen.
Das ist typisch für mich!
Ich habe die große Veranda in unserem Garten selbst entworfen und selbst gebaut – mit viel Liebe. Die Zeichnung dafür habe ich auf der Rückseite von Oster-Geschenk-Papier angefertigt. Wie hat unser Holzlieferant damals gestaunt.
Danach war es kein Problem, das Carport für mein Wohnmobil zu errichten. Mauern, Arkaden aufrichten, verzapfen und verankern, Zäune bauen und, und, und.... Alles ganz easy, wenn man einen eisernen Willen hat.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Deshalb kann sie Dir kein noch so verzweifelter Mensch nehmen!
Auf zur Marine: Warum ich den Odenwald unbedingt verlassen und zur Marine wollte, ist mit meinem Abenteuer-Drang zu erklären. Es war eine sehr beeindruckende, aber auch rauhe und erfahrungsreiche Zeit. Man darf nicht untergehen – das war immer mein Lebensmotto. Ständig mit den harten Brechern des Lebens kämpfen zu müssen, hat mich sehr hart gemacht. Aber sonst hätte ich damals kaum überlebt.
Das Leben ist ungerecht – Menschen auch. Nur Verzeihen kann heilen!
Meine Gitarre und ich - ein tolles Gespann. Wie glücklich waren unsere französischen Freunde immer, wenn wir zusammen Musik gemacht haben!
Fussball - ein wichtiger Teil meines Lebens. Schon als Junge habe ich immer gerne gekickt. Und dann war da dieser italienische Eisverkäufer mit seinem Wagen, der uns Jungs ein Eis spendiert hat, wenn er wieder ein spannendes Spiel gesehen hatte. So etwas prägt ein Nachkriegskind. Eine schöne Fußballzeit habe ich in Lüssum mit meinen Jungs erlebt. Wir waren Freunde. Wirklich gute Freunde und sind immer für einander eingestanden, wenn es darauf ankam. Einer für alle - das ist das Wichtige, was uns der Fußball lehren kann. Ist es bei meiner Fußball-Manie ein Wunder, dass ich mit meinen Söhnen unentwegt gekickt habe? Selbstverständlich habe ich auch als Trainer versucht, Kinder- und Jugendmannschaften nicht nur zu begeistern, sondern vor allem zum Sieg zu führen. Klar war ich ehrgeizig. Immer sogar! Manchmal so stark, dass ich beim Hallenturnier an die frische Luft gehen musste, um ruhiger zu werden.
Doch ein Mensch ändert sich im Laufe seines Lebens immer wieder, entdeckt neue Perspektiven - so wie ich mein Wohnmobil. Freiheit spüren. Fahren, wohin man will. Neue Welten entdecken - das war in meinem letzten Lebensjahrzehnt das Schönste für mich. Was habe ich mit meiner Familie für wunderbare Reisen nach Frankreich unternommen! La Tamarissiere am Cap d'Age am Mittelmeer gehörte in den ersten Jahren zu unserem Lieblingsziel. Dann die Küste gen Osten: Les Saintes Maries de la Mer und Frontignant haben mir gut gefallen! Am Strand sitzen, das Meer genießen und fröhliche Menschen sehen, dazu eine Dose Bier. Das war Urlaub für mich.
Meine Frau und ich bei unserem letzten Besuch in Saintes Maries de la mer - ein wundervoller Ort!
Ehrgeizig, wie ich nun einmal war, kamen bei so einem Frankreich-Abenteuer locker 2000 Kilometer in zwei Wochen zusammen. Eine der schönsten Touren führte uns entlang der Loire. Meine geschichtsinteressierte Frau hatte eine Schlösser-Tour zusammengestellt, die uns die Geschichte von Francois bis Henri III, dem exzentrischen Sohn Catharina de Medicis nahe brachte. Nein, es war nicht langweilig, sondern sehr interessant. Mein französisches Lieblingsschloss ist Amboise. Dort ist das Grab von Leonardo da Vinci zu finden, den ich sehr verehrt habe. Genau wie Michelangelo. Das beweist die Figur des berühmten David in meinem Garten. Die letzte Frankreich-Tour hat uns in die Bourgogne geführt. Schade, dass meine Frau sie wegen ihrer Höhenangst nicht uneingeschränkt genießen konnte.
Wundervolle Natur: Besuch auf Hiddensee während einer Rügen-Tour
Aber wir haben ja auch viele andere faszinierende Reisen unternommen. Wunderschön war es auf Rügen im Nationalpark mit einer langen, langen Waldwanderung. Oder direkt an der Küste in Zingst mit ihren langen, langen Sandstränden. Dabei haben wir immer auftanken können - wie auch in Timmendorfer Strand, wo wir mit unserem kleinen Sohn früher wundervolle Urlaube verbracht haben. Oder die Reisen an den Bodensee, nach Rothenburg ob der Tauber. Gern wäre ich noch nach Dresden gereist, nach Glauchau und Breslau - auf den Spuren meiner Vorfahren. Mein Großvater war ein polnischer Polizei-Offizier, den ich gern kennen gelernt hätte. Meine Eltern waren waschechte Schlesier - und sind es immer geblieben. Mein Vater hat sich immer dafür eingesetzt, dass in seiner alten Heimat Schulen und Büchereien eingerichtet werden. Dafür hat er das Bundesverdienstkreuz bekommen.
So schön waren meine Abenteuer: Impressionen von Rügen, dem Bodensee, Heidelberg und vielen anderen schönen Orten dieser Welt
Eines durfte auf unseren Reisen niemals fehlen: Meine Gitarre! Musik war eine ganz wichtige Saite meines Lebens. In den Wintermonaten, wenn es draußen im Garten nicht viel zu tun gab, habe ich - mit einem Glas Grog als Inspiration - oft komponiert. Und dann habe ich mir meinen ganz persönlichen Traum erfüllt: Eine eigene CD im Studio aufgenommen, mit einem eigenen Künstlernamen. Ich war Wolf Ledies! Es hat mich gefreut, dass Menschen aus ganz Deutschland meine Musik so geschätzt haben. Denn weil ich sie im Internet veröffentlicht habe, war sie öffentlich zugänglich.
Im Frühjahr und Sommer war dies mein Lieblingsplatz: Meine mit Blauregen überwucherte Veranda. Unter dem traumhaften Meer der lila Blüten einen kühlen Martini - das ist Leben
pur!
Wo es am Schönsten war? In meinem Garten, meinem ganz persönlichen Paradies. Meine Liebe zum Gärtnern habe ich nach dem Bau meines geliebten Hauses entdeckt. Unermüdlich, fast wie getrieben, habe ich ein Projekt nach dem anderen realisiert. Mein wichtigstes Handwerkszeug? Die Wasserwaage.
Ich war immer fleißig. Immer. Es hat mich verletzt, dass manche Menschen keinen Blick dafür hatten.
Das ganze Haus habe ich allein gestrichen - in nur wenigen Tagen. Dafür habe ich viel Lob von meiner Frau bekommen: MEISTERLEISTUNG
Den ganzen großen Garten habe ich nicht nur mit 150 Koniferenen umpflanzt, sondern mit fast 2000 Steinen auch mediterrane Mauern und Treppen gebaut. Überall habe ich Wein ranken lassen und sogar einen Weinstock gepflanzt, den wir von unserer Moseltour mitgebracht hatten.
Im Garten muss man konsequent sein. Auch hier gilt: Klasse duldet keine faulen Kompromisse.
Ich habe etwas Bleibendes geschaffen - und meiner Familie ein wundervolles Zuhause. Das ist ein Traum, den wohl jedes Flüchtlingskind träumt. Ja, ich habe mir viele Träume erfüllt in meinem Leben. Aber manche, die mir sehr wichtig gewesen sind, haben sich leider nicht erfüllt.
Das hat mir oft weh getan, auch wenn ich es mir habe nicht anmerken lassen. Aber Enttäuschungen gibt es wohl in jedem Leben. Für mich waren sie immer Trittsteine, um noch mehr zu schaffen. Mein ganz persönliches Lebensmotto lautete immer: